Was ist HAU4?

Herzlich willkommen auf HAU4, der digitalen Bühne des HAU Hebbel am Ufer!

Zum Start in die Spielzeit 2020 / 2021 haben wir das HAU4 neben dem HAU1, HAU2 und HAU3 zur vierten, digitalen Bühne ernannt. Für sie produziert und präsentiert das HAU Hebbel am Ufer Projekte, die zum einen eigens für den Online Raum entwickelt werden. Zum anderen finden hybride Projekte nicht nur auf der digitalen Plattform unter der Domain www.hau4.de statt, sondern sie werden auch auf den anderen Bühnen des Theaters aufgeführt und verbinden so das Theater- mit dem Onlinepublikum.

Wir schaffen mit HAU4 eine Forschungsplattform, auf der sich Performing Arts und Digitalität begegnen. Angesichts des digitalen Wandels der Gesellschaft erproben wir gemeinsam mit Künstler*innen Denk- und Handlungsweisen, um neue Verbindungen zwischen der analogen und der digitalen Welt zu schaffen. HAU4 ist ein Ort der Begegnung, des Forschens und des Austausches. Dies wird nicht nur in den künstlerischen Projekten sichtbar, sondern auch in zahlreichen Gesprächsformaten, Workshops, Laboren und Netzwerkveranstaltungen.

Neben aktuellen Projekten sind auf HAU4 auch ausgewählte Arbeiten zu finden, die nach der Erstveröffentlichung weiterhin in unserem Archiv, der HAUthek, sind. Der Spielplan zeigt alle kommenden und vergangenen HAU4-Veranstaltungen im Kalenderformat. Wenn Produktionen nicht direkt auf HAU4 laufen, verlinken wir zu externen Plattformen. Außerdem vermittelt die HAUthek Einblicke in hybride Produktionen, die auf der Theaterbühne stattgefunden haben und somit hier nicht abgebildet werden können. Für diese Produktionen stellen wir bei ausgewählten Formaten für das Publikum technisches Equipment im Theater zur Verfügung.

Die HAU4-Projekte vereint ein sowohl tech-positiver als auch kritischer Ansatz gegenüber Digital-Technologie. Wir stellen progressive Gemeinschaften im digitalen Raum vor. Dabei verbinden wir queer-feministische Forschung zu Utopien an lustvollen Schnittstellen zwischen Technologie und Körper mit dem spielerischen Kennenlernen und Ausprobieren digitaler Tools. Die HAU4-Akteur*innen hacken Entfernungen, Oberflächen, Körper und Binaritäten, sie analysieren, visualisieren und dekonstruieren Machtstrukturen und sorgen dafür, dass auch in virtueller Verbundenheit Glückshormone ausgeschüttet werden.

Die präsentierten Arbeiten unterwandern die Angebote der Tech-Konzerne und Social-Media-Plattformen oder zeigen alternative Visionen auf, um nicht-kommerzielle Formen der Narration, der Interaktion und Teilhabe sowie diverse Gemeinschaften zu ermöglichen. Da sich im virtuellen Raum kapitalistische und patriarchale Strukturen der analogen Welt fortsetzen, ist die zentrale Frage, wie es gelingen kann, digitale Tools so weiterzuentwickeln, dass sie nicht Unterdrückungsformen wie Rassismus, Sexismus und Ableismus reproduzieren.

Als Institution, aber auch als Gesellschaft und als Individuen, erlernen wir das digitale Alphabet im Moment der Anwendung, die sich morgen schon wieder verändert haben wird. Mit jedem neuen Projekt erweitert sich HAU4. Wir befinden uns mitten in einer Vielzahl von Datenströmen und versuchen die Balance zwischen fluidem Eintauchen und kritischer Distanz nicht zu verlieren.

Das HAU versteht sich dabei als lernende Institution. Es ist an uns – um mit den Worten des Künstler*innen-Duos NewfrontEars zu sprechen –, eine produktive Unbeholfenheit (“awkwardness”) zuzulassen, die in einer ersten Begegnung zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Intelligenzen entstehen kann, und Übertragungsfehler als Möglichkeiten zu sehen, hinter die Oberfläche der Technologie zu schauen.

Wir freuen uns auf neue Begegnungen und den nachhaltigen Austausch mit Akteur*innen, die gemeinsam mit uns eine Digitalisierung gestalten wollen, die Strategien für die zukünftige Gesellschaft bietet.

2. März 2023

 

Anlässlich des Relaunchs von HAU4 sind diese Texte entstanden:

“The Fifth Wall” von Hito Steyerl (deutsche Übersetzung hier)

“New Noises for New Feelings” von NewfrontEars (deutsche Übersetzung hier)

"Auf dem Weg zu einem nicht-binären Theater" von Caspar Weimann (er/dey) (englische Übersetzung hier)